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«Die EM im eigenen Land ist etwas ganz Spezielles»

Als Stütze des Schweizer Nationalteams ist bei Luana Bühler die Vorfreude auf die Heim-EM riesig. Im Gespräch erzählt die Verteidigerin, welche Chancen die EM bietet, was den Frauenfussball in England einzigartig macht und weshalb sie nebenbei Wirtschaft studiert.

Es ist das Highlight des Fussballjahres 2025: die Europameisterschaft der Frauen. Erstmals findet sie in der Schweiz statt – vom 2. bis 27. Juli kämpfen 16 Teams an acht Spielorten im ganzen Land um die Krone im europäischen Fussball.

Als Heimteam bestreitet die «Nati» das Eröffnungsspiel im St.  Jakob-Park in Basel. Für Luana Bühler (28), die bereits an der EM 2022 und der WM 2023 dabei war, ein ganz besonderer Moment: «Im eigenen Land eine Euro zu bestreiten, macht es noch spezieller. Nicht viele Spielerinnen haben die Gelegenheit, das zu erleben.»

Luana Bühler, wie gross ist die Vorfreude wenige Monate vor dem Turnier?

Enorm gross! Der Endspurt hat begonnen und man merkt, wie der Anlass stetig näher kommt. Das Echo war während den letzten Wochen bereits sehr stark und wächst weiter. Wir spüren Unterstützung von allen Seiten.

In der Gruppenphase trifft die Nati mit Norwegen, Island und Finnland auf drei skandinavische Teams. Ein gutes Los?

Von den Fakten her ja. Es ist eine Gruppe, in der wir bestehen können. Wobei Norwegen für mich Favorit ist. Sie haben einige Weltklassespielerinnen, unter anderem von Barcelona, in ihren Reihen. Mit den ­beiden anderen Teams befinden wir uns auf Augenhöhe, hier wird die Tagesform ent­scheidend sein. Auch die Unterstützung der Fans kann eine Rolle spielen – und da haben wir den Vorteil des Heimturniers. 

Welches sind Ihre Ziele für die Euro?

Wir wollen eine Welle der Begeisterung in der Schweiz auslösen. Es ist eine einmalige Chance, den Frauenfussball bei uns nachhaltig zu fördern, denn nicht nur die Infrastruktur ist noch stark verbesserungswürdig. Mir persönlich ist es zudem sehr wichtig, grundsätzlich die Freude an der ­Bewegung zu vermitteln.

Und sportlich?

Sicher mal die Gruppe zu überstehen. Danach sind wir durchaus für eine Über­raschung gut.

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Auf welche Gegnerinnen möchten Sie im Laufe des Turniers treffen?

Gerne wieder auf Spanien, gegen die wir zuletzt zwar mehrere Male verloren haben. Sie sind der aktuelle Weltmeister und das Mass der Dinge. Wir möchten zeigen, dass wir inzwischen ge­fes­tigter sind und auch gegen sie gut aussehen ­können. Aber bitte nicht zu früh, also am liebs­ten erst im Final (lacht).

Luana Bühler ist seit 2018 Teil des Schweizer ­Nationalteams. Gestartet hat die kopfball­starke Verteidigerin ihre Karriere beim FC Schötz (LU). Über den SC Kriens und den FC Luzern stiess sie zum FC Zürich, mit dem sie 2018 das Double holte. Im selben Jahr folgte der Wechsel in die deut­sche Bundesliga nach Hoffenheim und in den Profifussball.

Fünf Jahre später zog es sie in das Mutterland des Fussballs, seit Sommer 2023 spielt sie für den Lon­doner Klub Tottenham Hotspur in der höchsten englischen Liga. Ihr bisheriges Highlight: der Final des FA Women’s Cup im Mai 2024 gegen Manchester United. «Vor über 76 000 Zuschauern im fast ausverkauften Wembley Stadium anzutreten, bleibt unvergesslich. Auch wenn wir den Match klar verloren haben.»

Das Eröffnungsspiel im Basler Joggeli sollte Sie nicht besonders nervös machen. In England sind Sie grössere Stadien gewohnt.

Ja, ich habe inzwischen öfters in riesigen Stadien gespielt, bei Tottenham immer wieder auch im Spurs’ Stadium, das über 60 000 Zuschauer fasst. Ich hoffe aber, dass ich mich nie daran gewöhnen werde (lacht). Es ist einfach ein Wahnsinnserlebnis, in einem voll besetzten Stadion mit Zehntausenden Fans zu spielen, die so laut sind, dass man die Teamkollegin nicht mehr hört.

Sie gehören bei Tottenham und in der Schweizer Nati meist zur Stammelf. Was machen Sie, um Ihre Leistung konstant bringen zu können?

Ich bin sehr diszipliniert, arbeite seit Jahren mit einem Mentaltrainer zusammen und achte auf  meinen Schlafrhythmus. Beim Essen verzichte ich bewusst auf Zucker, einzig ein Stück Schweizer Schoggi muss ab und zu sein. Ich gehe sogar gerne in den Kraftraum (lacht). Ich scheue wirklich nichts, das in meiner Macht steht, um gut zu performen.

Wie unterscheidet sich der Frauenfussball in England von Deutschland oder der Schweiz?

Der Sprung von Zürich nach Hoffenheim war sicher grösser als zuletzt von Deutschland nach England. Während auf der Insel die individuelle Qualität der Spielerinnen höher ist, musste in Deutschland vor allem die Mannschaft als Ganzes gut funktionieren. Was in England aber zweifels­ohne heraussticht, ist die Infrastruktur. Selbst in der 2. Liga geht es sehr professionell zu und her. Auch finanziell befindet sich England auf einem eigenen Level. Ich verdiene in London erstmals in meiner Karriere gut. In der Schweiz hingegen gibt es leider immer noch kaum Vollprofis.

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Schweizer EM-Spiele

Schweiz – Norwegen
2. Juli, 21.00 Uhr,
St. Jakob-Park, Basel

Schweiz – Island
6. Juli, 21.00 Uhr,
Wankdorf-Stadion, Bern

Finnland – Schweiz
10. Juli, 21.00 Uhr,
Stade de Genève, Genf

Die Fussballerin lebt in einem Vorort nördlich von London, nicht weit vom Campus entfernt, in dem sowohl die Frauen wie auch die Männer von Tottenham Hotspur trainieren. An ihren zwei freien Tagen fährt sie häufig in die Stadt, mit dem Zug ist sie in einer halben Stunde im Zentrum. Dort besucht sie am liebsten eines der unzähligen Musicals. «Mamma Mia! ist bis jetzt mein Favorit.»

Auch sonst habe die Stadt so unglaublich viel zu bieten, sei es kulturell oder kulinarisch. «Für die Phase meines Lebens, in der ich mich gerade befinde, ist London super. Es kommt aber sicher wieder die Zeit, in der ich mehr die Natur suche», sagt die 28-Jäh­rige, die in Altishofen im Luzerner Hinterland mit fünf Geschwistern aufgewachsen ist.

Gibt es etwas, das Ihnen aus der Schweiz fehlt?

Meine Familie natürlich. Sie kommt mich aber zum Glück häufig besuchen. Auch die Berge und die Seen fehlen mir zuweilen. Und das Skifahren! ­Wegen des Verletzungsrisikos ist es uns grundsätzlich verboten. Als ausgebildete Skilehrerin fällt mir das nicht leicht, aber das sind halt Sachen, auf die man als Profisportlerin verzichten muss. Seit ich in London wohne, schätze ich auch mehr, wie in der Schweiz alles reibungslos funktioniert. Die Behördenformalitäten beispielsweise sind in London viel komplizierter, oder man wartet monate­lang auf einen Zahnarzttermin.

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Fühlt sich wohl in London: Die moderne Weltstadt hat es der Spielerin von Tottenham Hotspur angetan. Besonders gerne besucht Luana Bühler eines der vielen Musicals.

Ihr Vertrag mit Tottenham Hotspur läuft imSommer nach der EM aus. Was kommt danach? 

Grundsätzlich möchte ich in London bleiben. Aber es würde mich auch reizen, nochmals eine andere Liga und ein anderes Land kennenzulernen. Neue Kulturen und Sprachen bereichern einen persönlich und sind ein spannender Teil im Leben eines Fussballprofis. Aktuell bin ich am Spanisch lernen.

Apropos lernen: Sie studieren nebenbei und absolvieren ein Masterstudium. 

Ja, das ist mir extrem wichtig. Das Studium gibt mir einen Ausgleich zum physisch lastigen Alltag. Ich mache an einer Fernuni den Master in Betriebswirtschaftslehre, nach dem Bachelor in Banking and Finance. Doch auch im Fussball bilde ich mich weiter. Gerade habe ich mit dem UEFA-B-Trainerdiplom begonnen. Ich kann mir durchaus vorstellen, auch nach der Aktiv­karriere im Fussballbusiness zu bleiben. 

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Engagiert im Frauenfussball

Luana Bühler ist seit zwei Jahren Botschafterin von Volkswagen Schweiz und fährt einen vollelektrischen ID.4. «Volkswagen und ich passen sehr gut zusammen. Wir vertreten die gleichen nachhaltigen Werte», betont die Sportlerin. Die Kooperation macht für sie auch Sinn, weil sich Volkswagen auf allen Ebenen sehr stark im Frauenfussball engagiert – von den Juniorinnen bis zur Nationalmannschaft.

TextReto Neyerlin
Fotos Toto Marti

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