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Der Windflüsterer

Seit er sechs war, wollte er in die Luft. Heute gehört der St. Galler Stefan Zeberli zu den besten Ballonsportlern der Welt. Sein Geld ­verdient er mit Passagierflügen – und ist dabei auch mal mit dem ID. Buzz GTX unterwegs.

Als die Passagiere gegen Mittag bei Stefan Zeberli in Andwil (SG) eintreffen, war dieser bereits in der Luft. Am Morgen hat er seine Schwester bei einer Testfahrt mit einem Solarballon begleitet, der rein durch die Sonnenenergie in die Höhe steigt. «Dabei haben wir gleich ein Dutzend Weltrekorde gebrochen», erzählt er den Ankommenden stolz, und montiert den Anhänger mit dem Korb und dem zusammengefalteten Ballon an den ID. Buzz GTX.

Während für Stefan Zeberli das Ballonfahren Alltag ist – allein 2024 war er über zweihundert Mal in der Luft – stellt es für die fünf Passagiere eine Premiere dar: Weder Francesca, Reto noch die Kinder Noema, Nil oder Erin sind je mit einem Ballon gefahren.

Die Vorfreude ist entsprechend gross, als sie sich in den vollelektrischen Bus von VW Nutzfahrzeuge setzen. In der Version mit langem Radstand bietet der ID. Buzz bis zu sieben Sitzplätze, sodass neben den fünf Passagieren auch ­Stefan und Roland darin bequem Platz finden. Letzterer ist der sogenannte Nachfahrer, der dem Ballon am Boden folgen und ihn samt Passagieren am Lande­platz wieder einsammeln wird. 

Bessere Voraussetzungen für eine gelungene Premiere kann es kaum geben: Einerseits zeigt sich das winterliche Wetter an diesem Sonntag Ende Dezember ausgesprochen klar und schön, andererseits wird mit Stefan Zeberli einer der weltbesten Ballonsportler die fünfköpfige Gruppe durch die Luft pilotieren. Der 43-Jährige ist fünffacher Europameister, einmaliger Weltmeister und führt seit bald zehn Jahren ununterbrochen die Weltrangliste an.

Von Modellflugzeugen zu Heissluftballons

In der Familie Zeberli sind alle vom Fliegen fasziniert. Während das Hobby des Vaters Modellflugzeuge waren, träumte «Klein-Stefan» bereits mit sechs Jahren davon, in einem Korb unter einem riesigen Ballon durch die Luft zu fliegen – oder zu fahren, wie es korrekt heisst. Auch seine Schwester Lea infizierte er mit der Leidenschaft. 

Vor zwölf Jahren entschied sich der ausgebildete Gärtner schliesslich, voll auf die Profikarte zu setzen. Seine Karriere als Ballonsportler finanziert er mit Passagierfahrten: Sonnenaufgangs- und Nachtfahrten, Alpenüberquerungen und Fallschirmabsprünge. Dafür verfügt die «Air Ballonteam Stefan Zeberli GmbH» über neun Ballons unterschiedlicher Grösse und drei VW Busse – an Spitzentagen sind neben ihm zwei weitere Piloten gleichzeitig im Einsatz. Zudem wartet er Ballons anderer Fahrer und nimmt als oberster Experte der Schweiz Pilotenprüfungen ab.        

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In wenigen Minuten startbereit

Beim Startplatz in Bütschwil angekommen, fährt ­Roland auf den schneebedeckten Acker eines befreundeten Bauern – dank Vierradantrieb 4MOTION meistert der ID. Buzz GTX auch gefrorene Untergründe problemlos. Nun gilt es, keine Zeit zu verlieren, denn an Wintertagen wie heute verabschiedet sich die Sonne bereits am späteren Nachmittag. «Jetzt könnt ihr alle mit anpacken», sagt Stefan in die Runde. Mit vereinten Kräften wird der Korb aus dem Anhänger gezogen, anschliessend der Ballon ausgelegt und mit einem riesigen Ventilator aufgeblasen. Als die über 5000 Kubikmeter grosse Hülle mit kalter Luft gefüllt ist, wirft der Pilot den Brenner an und heizt die Luft im Innern auf – gerade so stark, dass der Ballon schwebt, aber noch nicht abhebt.

Rasch steigen alle in den Korb. Stefan Zeberli feuert nun kräftig ein und zügig gewinnt der Ballon an Höhe. Das ist auch seine einzige Möglichkeit, zu steuern: Heizt der Pilot die Luft auf, steigt der Ballon, macht er nichts, kühlt die Luft ab und der Ballon sinkt langsam. Sollte es beim Landen oder in Notfällen nötig sein, schnell und doch kontrolliert zu sinken, kann er mittels Seilzug oben an der Ballonhülle eine Klappe öffnen und heisse Luft ablassen. In welche Richtung der Ballon fährt, bestimmen jedoch die Winde. Deshalb besteht die wichtigste Eigenschaft eines Ballonfahrers darin, die Windrichtungen einschätzen und verstehen zu können. «Da kommt mir entgegen, dass mich Meteorologie schon immer interessiert hat», sagt Zeberli, der schon Tage vor einer Fahrt die Wetterdaten kontrolliert.

Im Korb sind bald die ersten Ahs und Ohs zu vernehmen. Finger zeigen auf Gebäude und Autos, die nicht mal mehr Spielzeuggrösse haben. Schlicht atemberaubend ist das Panorama. Während das hügelige Appenzellerland unter ihnen in eine zarte Schneedecke gehüllt ist, zeigen sich rundherum die Alpen in ihrer ganzen Pracht – vom Säntis bis zu Eiger, Mönch und Jungfrau. Einzig der Bodensee ist unter zähem Hochnebel versteckt.

Die wichtigste
Eigenschaft eines
Ballonfahrers ist,
Windrichtungen
einzuschätzen und
zu verstehen.

Mit 340 PS und Allradantrieb hinterher

In der Zwischenzeit folgt Roland im ID. Buzz GTX dem gelb-schwarzen Ballon und muss sich dabei durchaus sputen. Der Ballon bewegt sich zwar, analog der Windgeschwindigkeit, nur mit etwa 20 Stundenkilometern, doch er fliegt Luftlinie, während sich der Elektrobus durch unzählige Kurven und Kehren windet. Für den ID. Buzz GTX stellt es aber kein Problem dar, mitzuhalten. 250 kW (340 PS) sorgen selbst mit Anhänger für sportlichen Vortrieb, und gerade bei winterlichen Verhältnissen schätzt Roland den Vierradantrieb mit je einem Elektromotor pro Achse.

Stefan Zeberli hat geplant, vom Startplatz in Bütschwil zu seinem Firmensitz in Andwil zu fahren. Bald zeigt sich, dass die gewünschte Route funktioniert. Er hat die Winde gar so im Griff, dass er einen Abstecher über das Kloster Magdenau machen kann. Bei Gossau geht es schliesslich langsam wieder abwärts, bis der Profi den Ballon nur wenige Meter neben seiner grossen Werkhalle sachte landet. 

Zahlreiche Spazierende verfolgen das Manöver gespannt, und es dauert nur wenige Momente, bis der Korb von neugierigen Kindern umringt ist. Nachdem seine Passagiere ausgestiegen sind, lässt Stefan Zeberli es sich nicht nehmen, mit ein paar der kleinen Fans nochmals kurz aufzusteigen. Dann geht es ans Zusammenräumen. Nochmals packen alle gemeinsam an: In wenigen Minuten ist die Ballonhülle zusammengefaltet und in einer lediglich einen Kubikmeter grossen Tasche versorgt. Der Korb wird mit einer Seilwinde in den Anhänger gezogen.

Zum Abschluss steht die obligate Taufe der Ballonfrischlinge mit einem Apéro an. Und wie hat es ihnen nun gefallen? «Das war einfach nur super», sagt Noema, über beide Ohren strahlend. Und ihr Bruder Erin hat so viele Bilder geschossen, dass seine Digitalkamera keinen Akku mehr hat. Erinnerungen an dieses einzigartige Erlebnis haben sie also bestimmt genug.   

Text Reto Neyerlin
Fotos Dominique Zahnd

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VW ID. Buzz GTX lang​

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