Auf dem Wasser zu Hause

Paolo Brulisauer lebt seine Leidenschaft. Der Tessiner verkauft und wartet in seiner Werft klassische Boote. Seine Favoriten: die Holzboote des Zürcher Produzenten Boesch, die er auch mal mit dem neuen Tayron zum Einwassern zieht.

Es sind geschäftige Zeiten für Paolo Brulisauer, wenn im Frühjahr die Tage wieder länger und wärmer werden. Dann geht für den Inhaber der Werft «Cantieri Navali Classici» die Saison los: Die eingelagerten Boote in der riesigen Halle in Capolago bei Mendrisio werden herausgeputzt und fit gemacht, damit die Kunden pünktlich zum Frühlingserwachen den Luganersee befahren können.

Die Werft ist für den Tessiner viel mehr als nur eine Firma. Klassische Motorboote, speziell vom Schweizer Familienunternehmen Boesch (siehe Box), haben es ihm angetan. So sehr, dass er vor zwölf Jahren sein Hobby zum Beruf machte: Er verliess den sicheren Job als Manager in der Modebranche und gründete seine «Cantieri». «Schon als Baby war ich im Boesch Boot meiner Eltern mit auf dem See», erzählt der 55-Jährige. Seither liess ihn die Leidenschaft für die eleganten Holzboote aus Zürich nicht mehr los, er gründete 1990 sogar den ersten Boesch Club weltweit.

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Viel Erfahrung mit Anhängern: Paolo Brulisauer transportiert regelmässig Boote, unter anderem zum Einwassern. Der neue Tayron eignet sich mit seiner Anhängelast von 2,5 Tonnen ideal dafür.

Das Boot, das er heute einwassern wird, hat das Besondere bereits im Namen: Es ist ein «710 Ascona Spezial» aus dem Jahre 2014. Die Zahl steht für die Länge von 7,10 Metern, angetrieben wird es von einem 325 PS starken 6-Liter-V8-Mittelmotor. Paolo Brulisauer spannt den Anhänger mit dem Boot an den neuen Tayron. Das jüngste Mitglied der SUV-Familie von Volkswagen kann maximal 2500 Kilogramm ziehen. Perfekt also für den Trailer, der inklusive Beladung rund 2,4 Tonnen auf die Waage bringt.

Mit 4,79 Metern Länge und dem 193-PS-TDI-Motor wirkt der Tayron neben dem Boesch Boot zwar geradezu bescheiden, er kommt mit ihm beim Ziehen aber spielend zurecht – dank drehmomentstarkem Dieselaggregat, dem Allradantrieb 4MOTION und dem fein schaltenden DSG-Doppelkupplungsgetriebe.

Premiere in einem Boesch Boot

Das Gespann fährt nordwärts auf der Via Cantonale nach Melano, wo es zum Campingplatz Monte Generoso abbiegt. Dort warten bereits Petra und Lorenzo Fontana, die Paolo bei der Testtour begleiten werden. Das schiffsbegeisterte Ehepaar aus Bellinzona besitzt in Melide selbst ein Motorboot und ist damit so viel wie möglich auf dem Wasser unterwegs. «Wir haben uns auch auf dem See kennengelernt », erzählt Petra, die ursprünglich aus Deutschland stammt. In einem Boesch Boot sind sie aber noch nie gesessen, und diese Gelegenheit wollen sie sich nicht entgehen lassen.

An der Einwasserungsstelle des Campingplatzes rangiert Paolo Brulisauer den Anhänger gekonnt rückwärts zur Rampe. Er hat das schon Hunderte Male gemacht. Den Trailer Assist, der Rangiermanöver auf Wunsch automatisch ausführt und beim Tayron serienmässig ist, benötigt er natürlich nicht. «Wer aber mit einem Anhänger noch unsicher ist, für den ist das Assistenzsystem eine super Sache», meint er.

Über das grosse Display zeigt ihm die Rückfahrkamera an, wie der Anhänger langsam in den See eintaucht. Sobald die «710 Ascona Spezial» genügend tief im Wasser ist, stoppt Paolo Brulisauer das Auto und steigt auf den Trailer. Die Sicherungsgurte hat er schon bei der Ankunft abmontiert, nun lässt er das Boot mit der Seilwinde heruntergleiten. Als es schwimmt, klettert er aufs Boot, startet den Motor und steuert es zum nahe gelegenen Steg, an dem die Passagiere einsteigen.

Jedes Boot hat
seine eigene ­Seele.
Das spürt man
beim Fahren.

Während Paolo auf den See hinausfährt, erklärt er, was für ihn ein Boesch Boot so speziell macht. Da wäre einmal das Material: «Ein Holzboot schwimmt ganz anders als eines aus Kunststoff.» Hinzu komme, dass bei Boesch die eigens entwickelte Antriebstechnik und die optimale Gewichtsverteilung mit dem Mittelmotor dafür sorgen würden, dass das Boot bei hohen Geschwindigkeiten sehr flach, fast schon horizontal über das Wasser gleite. «Und da die Boote in Handarbeit hergestellt werden, hat jedes seine eigene Seele. Das spürt man beim Fahren.»

Mit bis zu 40 Knoten über das Wasser

Runde um Runde drehen die drei auf dem See. Die Höchstgeschwindigkeit des Bootes beträgt 40 Knoten, was rund 74 km/h entspricht. «Am schönsten gleitet es aber bei 20 Knoten», meint Paolo Brulisauer. Auch die Passagiere sind vom Fahrgefühl begeistert. Was Lorenzo Fontana, der als Zahntechniker in Bellinzona sein eigenes Labor führt, besonders fasziniert: «Jedes Detail am Boot ist sorgfältigst ausgeführt. Das ist hohe Handwerkskunst.» 

Der Kapitän kontrolliert während der Fahrt regelmässig die Armaturen. Zufrieden stellt er fest, dass alles im grünen Bereich ist. Das Boot ist bereit für die anstehende Saison. Weniger zufrieden sind die Passagiere, als Paolo wieder Kurs auf den Steg nimmt. «Das macht so viel Spass, wir könnten den ganzen Tag weiterfahren», sagen sie lachend beim Aussteigen.

Text Reto Neyerlin
Fotos Christof René Schmidt

Schweizer Bootsbauqualität

Seit 105 Jahren baut Boesch Holzboote. Zuerst in Kilchberg am Zürichsee, wo sich heute noch der Hauptsitz befindet und Wartungen durchgeführt werden, ab 1973 in der neuen Produktionsstätte in Sihlbrugg. Inzwischen steht die vierte Generation am Ruder des Familienunternehmens. Als einer von nur noch zwei grösseren Bootsbauern in der Schweiz hat sich Boesch auf klassische, leistungsstarke und sportliche Mahagoni-Boote spezialisiert.

Rund 4000 Boote haben seit 1920 die Werft verlassen, 3000 davon schwimmen immer noch, die Hälfte davon in der Schweiz. Denn das zeichnet qualitativ hochwertige Holzboote aus: Sie können auch nach 50 Jahren oder mehr einwandfrei restauriert werden. Knapp 40 Mitarbeitende, darunter 20 Prozent Lehrlinge, produzieren jährlich circa 15 neue Boesch Boote, die Bauzeit beträgt durchschnittlich sechs Monate.

boesch.swiss

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